Choreographie Archive - explore dance https://explore-dance.de/tag/choreographie/ Tanz für junges Publikum Wed, 28 May 2025 16:56:36 +0000 de hourly 1 https://explore-dance.de/wp-content/uploads/2019/02/cropped-Favicon-32x32.png Choreographie Archive - explore dance https://explore-dance.de/tag/choreographie/ 32 32 Was geht, Erdling? – Eine kreative Fotostory https://explore-dance.de/journal/was-geht-erdling-eine-kreative-fotostory/ Wed, 28 May 2025 10:09:08 +0000 https://explore-dance.de/?p=18057 Fotostory zum Pop Up "Was geht, Erdling?" von Caroline Beach und Saida Makhmudzade | 28. Mai 2025 [...]

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Zwei Außerirdische stehen oben auf einer Treppe und winken dem Betrachter zu

Auf Entdeckungstour mit zwei Außerirdischen in Potsdam

Eine kreative Fotostory inspiriert vom Pop Up Was geht, Erdling? von Caroline Beach und Saida Makhmudzade

Stell dir vor, du hast die Gelegenheit, einmal auf einen anderen Planeten zu fliegen und zu erkunden, wie das Leben dort so ist. Gibt es Lebewesen? Wie bewegen sie sich? Welche Eigenheiten, Besonderheiten oder Absurditäten zeichnen sie aus? Wie gehen sie mit ihrer Umwelt um? Und was verrät all das vielleicht über unser eigenes Leben auf der Erde?

Genau dieses Experiment wagen die beiden Außerirdischen Ronny und Margret, nur umgekehrt: Sie landen auf dem Planeten Erde und nehmen ihn neugierig unter die Lupe.

Die Ausstatterin und Fotografin Amelie Sabbagh hat die beiden auf ihrer Erkundungstour auf der Erde – genauer gesagt in Potsdam – empfangen und begleitet.

Wie die ersten Schritte unseres Duos auf dem Terrain aussehen, könnt ihr in der Fotostory mitverfolgen.

Von Amelie Sabbagh | 28. Mai 2025

1_Kreis

Ankunft.

Mal sehen, was auf der Erde so geht…

Zwei Außerirdische stehen oben auf einer Treppe und winken dem Betrachter zu
Zwei Außerirdische liegen im Freien schräg auf einer steinernen Treppe
2 Kreis

Treppensteigen?

Wie geht das?

3_Kreis

Rasensprenkler?

Bloß weg hier…

Zwei Außerirdische rennen vor einem Wassersprenger auf einem Rasen davon
4_Kreis

Kurz mal eine Runde entspannen…

Zwei Außerirdische liegen in einer Badewanne und entspannen sich
5_Kreis

Juchhu!

Sonne und Schokobonbons gibt es auch auf der Erde!

Zwei Außerirdische sonnen sich und träumen von Schokobonbons
Zwei Außerirdische stehen am Stamm eines alten Baumes und blicken nach oben
Nummer 6 in einem Kreis

Wieso sehen die Bäume hier so anders aus?

Nummer 7 in einem Kreis

Auf zu neuen Ufern…

Zwe Außerirdische gehen einen Parkweg entlang.
Zwei Außeridische beugen sich am Ufer zum Wasser herunter
8_Kreis

Bekannte Flüssigkeit gesichtet!

Numme 9 in einem Kreis

Lass mal etwas zu essen suchen!

Zwei Außerirdische stehen vor einer Blume und überlegen, ob sie die essen können.
Nummer 10 in einem Kreis

Sieht zwar seltsam aus, schmeckt aber lecker.

Zwei Außerirdische essen mit Stäbchen eine asiatische Nudelsuppe
11_Kreis

Und nun? Wohin geht’s jetzt?

Eine Sprechblase vor einem blauen Himmel. Darin steht die Frage, ob die Aliens auf der Erde bleiben.

Zum Stück

Was geht, Erdling? ist ein interaktives Pop Up-Stück für Kinder ab 6 Jahren – humorvoll, spontan und voller Neugier auf das Menschsein. Die Choreographinnen und Performerinnen Caroline Beach und Saida Makhmudzade verbinden tänzerische Elemente des Street Styles mit direkter Kommunikation und spielerischer Interaktion mit dem Publikum.

Gemeinsam mit den jungen Zuschauer*innen begeben sie sich auf eine bewegte Expedition zu den Eigenheiten des Lebens auf der Erde: Was ist gut an unserem Planeten – und was vielleicht weniger?

Mit gezielten Fragen rücken sie die Gedanken der Kinder ins Zentrum des Geschehens und verweben deren Antworten in einem improvisiertem Stand-up-Rap. So entsteht ein poetisches und zugleich eindrückliches Kaleidoskop junger Perspektiven auf unsere Welt.

Was geht, Erdling? wirkt über das Spiel hinaus: Es bringt nicht nur zum Lachen, sondern regt vor allem zum Nachdenken über unsere Welt an – bei Kindern wie Erwachsenen.

Choreographie und Performance: Caroline Beach, Saida Makhmudzade

Bühne und Kostüm: Amelie Sabbagh, Josef Panda

Produktionsleitung: Kati Thiel

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Sharing unspoken secrets https://explore-dance.de/journal/sharing-unspoken-secrets/ Thu, 30 Jan 2025 15:23:01 +0000 https://explore-dance.de/?p=15598 Video-Feature zu ZINADAs Pop Up WUW - Wind und Wand | 31. Januar 2025 [...]

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Sharing Unspoken Secrets

Wie Tanz in WUW – Wind und Wand zur Geheimsprache wird – ein Filmbetrag über die Begegnung von Schüler*innen mit dem künstlerischen Kollektiv ZINADA

Mit einer kraftvollen und zugleich sensiblen Choreographie schafft das künstlerische Kollektiv ZINADA eine besondere Verbindung zu seinem jungen Publikum. Die Performance vergleicht das Erwachsenwerden mit der Überwindung einer massiven Wand. Dabei fangen Jihun Choi und Jin Lee die emotionalen Herausforderungen dieser Lebensphase tänzerisch so eindrucksvoll ein, dass sie junge Menschen intuitiv verstehen.

Warum diese Form der Vermittlung auch ohne Worte funktioniert und wie sie Schüler*innen aktiv einbindet, erläutern Ulrike Klemm, Lehrerin am Münchner Klenze-Gymnasium, und Angelika Endres, Projektleiterin von explore dance mit Einblicken in die WUW-Premiere in der Schulturnhalle.

Ein Filmbeitrag von Fokus Tanz München für explore dance | 31. Januar 2025

Konzept: Jin Lee
Choreographie & Performance: ZINADA (Jihun Choi und Jin Lee)
Musik: Benny Omerzell
Kostümbild und Wanddesign: Soli Jang, Jihun Choi
Produktion: Fokus Tanz
Interviewpartnerinnen: Ulrike Klemm, Angelika Endres
Schnitt: Severin Vogl, Lara Schubert

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„Hauptsächlich ging’s ums Herz“ https://explore-dance.de/journal/hauptsaechlich-gings-ums-herz/ Thu, 19 Dec 2024 21:06:46 +0000 https://explore-dance.de/?p=15081 Elisabete Finger: KOSMOKÖRPER | 19. Dezember 2024 [...]

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Eine Tänzerin und ein Tänzer in weißen Kostümen performen auf der Bühne

„Hauptsächlich ging’s ums Herz“

Ein Gespräch zum Pop Up KOSMOKÖRPER der brasilianischen Choreographin Elisabete Finger

Die Theaterpädagogin und Lehrerin an der Potsdamer AWO-Grundschule, Chica Schmidt, begleitete als explore dance-Projektpartnerin mit ihrer Grundschulklasse den Entstehungsprozess des Pop Ups KOSMOKÖRPER. Im Interview erklärt sie, warum Projekte wie dieses Kindern neue kreative Frei- und Bewegungsräume ermöglichen – und wie spielerische Workshops, rhythmische Herzschlag-Bewegungen und das Zeichnen eigener Körperumrisse die jungen Teilnehmer*innen begeisterten.

Von Astrid Priebs-Tröger | 19. Dezember 2024

Wann war Ihre erste Begegnung mit explore dance? Wie sind Sie zur Partnerin von KOSMOKÖRPER geworden?

Wir hatten vorher schon Kontakt mit der fabrik Potsdam, hatten mehrere Pop Up-Stücke als Aufführungen bei uns in der Schule zu Gast und wurden deshalb als Projektpartner*in für KOSMOKÖRPER angefragt. Das war im Herbst 2023. Im Sommer 2024 war ich mit Schüler*innen der 1. und 2. Klasse zu einem Workshop in der fabrik. Der wurde super angenommen, die Kinder hatten Spaß. Vor allem bei den Bewegungen, die dort ausprobiert wurden und mit dem Malen auf Tapetenbahnen.

Kinder schauen einem Tanzstück zu

Es ging sehr viel um den Herzschlag – Düdüm Düdüm – das haben die Schüler*innen auch danach selbst aufgegriffen. Teilweise auch ihre Lernbegleiterin, das kann man ja auch super in einen Morgenkreis einbinden. Hauptsächlich ging‘s ums Herz und dann haben die Kinder auf Tapetenrollen ihre eigenen originalgroßen Umrisse gezeichnet. Ein Kind legte sich auf den Boden auf das Papier, das andere umrahmte seinen Körper mit dem Stift. Ihre eigenen Körperumrisse befüllten die Kinder dann und malten sie aus:  Welche Organe sind in euch? Was habt ihr heute gefrühstückt? Wo ist dein Herz? Das Stück befand sich ganz am Anfang und die Idee der Choreographin war, Einfälle der Kinder aufzugreifen und diese mit in die Stückentwicklung einzubeziehen. Dabei ging es vor allem um Bewegungsideen, aber auch darum zu sehen, wie die Kinder generell auf die Thematik reagieren.

Ein Kind liegt auf einer Papierbahn während eine Lehrerin seinen Körperumriss abzeichnet
Kinder betrachten eine Papierbahn mit einem ausgemalten Zeichnung eines Körperumrisses
Ein Kind liegt auf einer Papierbahn während ein anderes Kind seinen Körperumriss abzeichnet

Was passierte außer diesem Workshop, welches Material gab es zur Vor- und Nachbereitung?

Es gab zwei Workshops – einen in der fabrik, einen in der Schule – und eine erste Probevorstellung in der Schule, in dem die Kinder einen Ausschnitt des Stückes eineinhalb Wochen vor der Premiere sahen und im Anschluss den Künstler*innen Feedback gaben. Rückmeldung der Kinder nach dieser Vorstellung war, dass das Stück nicht zu lang ist. Und auch, dass sie viel gesehen und erkannt haben. Sie können schon in diesem Alter mit Abstraktheit gut umgehen.

Es wurde bereits im ersten Workshop deutlich, dass einige Schüler*innen bereits viel über ihren Körper, die Prozesse und Abläufe in ihm wissen. Sie waren allerdings erstaunt über den Schritt – vom Workshop, wo das Team sich noch in der Recherche befand – bis zur Probevorstellung, wo schon in Bildern, Projektionen und choreografischen Elementen das eigentliche Stück deutlich sichtbar wurde. Sie spiegelten, dass sie die Übungen und Spiele aus den Workshops in der Choreographie des Stückes erkannten.

Ausgmalte Zeichnung eines Körperumrisses

KOSMOKÖRPER von Elisabete Finger stellt wie der Name schon sagt, eine Verbindung zwischen Körper und Kosmos her. Sie durchdringen darin einander, überlagern sich.

 

Wie führt man Grundschüler*innen an so eine komplexe Thematik heran?

Na hauptsächlich mit viel Bewegung. (lacht) Die Choreographin und die beiden Performer*innen haben zahlreiche Bewegungsangebote gemacht. So ein ganz eindrückliches Beispiel war ein Kreis, den alle zusammen gebildet haben. Der entstand aus einer sehr quirligen Situation heraus und dann wurde über gegenseitiges Klopfen dieser Herzschlag-Rhythmus in Stille weitergegeben und empfangen. Immer mit den eigenen Händen auf den Rücken des Anderen. Das war sehr berührend. Bei dem ersten Workshop ging es zuerst um den eigenen Körper. Welche Organe, welche Geräusche kennt ihr? Wie schlägt das Herz? Die andere Ebene – Projektionen des Kosmos – haben unsere Schüler*innen dann in der Probevorstellung gesehen.

Kinder schauen bei einer Probe eines Tanzstücks zu
Kinder bewegen sich in einem Tanz-Workshop

Wie gelang die Kommunikation mit der Regisseurin und den beiden englischsprachigen Performer*innen?

Die Kommunikation war ziemlich unproblematisch. Da Johanna Simon von der fabrik Potsdam in den Workshops übersetzte und unsere Kinder auch in der Schule Englisch lernen. Sie konnten auch selbst Fragen stellen und das wurde dann übersetzt. Die Kinder fanden das spannend, denn da hatten sie mal ein Beispiel, wofür man Englisch lernt. Sie haben intensiv zugehört, auch um herauszukriegen, ob sie selbst schon etwas verstehen.

Kinder sitzen um eine Lehrerin, die ihnen ein Bild auf dem Notebook zeigt

Wie haben Sie sich selbst dem Thema genähert, wie die Kinder konkret begleitet?

Es gab umfangreiches Vor- und Nachbereitungsmaterial, auch mit praktischen Übungen und Zusatzinformationen zum Stück und den Inhalten, das im Vorfeld verschickt wurde. Wahrnehmungsübungen zum Thema Körper waren darin. Ich selber habe mich nicht explizit darauf vorbereitet, weil das Thema in meiner theaterpädagogischen Praxis ständig auftaucht. Ich bin mit den Kindern in die fabrik gefahren und habe mich überraschen lassen. In der Nachbereitung des Workshops haben wir es dann noch einmal aufgegriffen.

Wie wurden die innen-außen Ebenen des Stücks thematisiert? Wie haben die Kinder darauf reagiert, wie hat es auf sie gewirkt?

Das ist ein sehr komplexes Thema und wenn wir das Projekt noch einmal so machen würden, würde ich eher Fünft- und Sechstklässler dafür vorschlagen. Erst- und Zweitklässler sind noch sehr junge Menschen, deren Aufmerksamkeitspanne kürzer als die der Älteren ist.

Das Innen und Außen wurde beim Malen schon angeboten, aber ob das wirklich bei allen angekommen ist, da bin ich mir nicht ganz sicher. Eine Ausnahme gab es: Ein Junge konnte sehr bildhaft erläutern, was da alles in seinem Körper vorgeht, wenn er frühstückt, wohin das Gegessene sich auf den Weg macht und wie die Prozesse im Körper stattfinden. Beim Erstaunen der Runde darüber beschrieb er sich selbst mit den Worten „ich bin ein kleiner Arzt.“

Natürlich haben auch die anderen Kinder etwas mitgenommen und Ideen gesammelt, und sie haben eine Theaterform erlebt, die sie so, außerhalb der Schule, nicht erleben würden.

Kinder sitzen in einer Gesprächsrunde zu einem Tanszstück den mit Künsterlinnen zusammen
Kinder sitzen in einer Gesprächsrunde zu einem Tanszstück den mit Künsterlinnen zusammen
Zwei Tänzerinnen performen in gelben Licht auf der Bühne
Zwei Tänzerinnen performen auf einer Bühne im grünen Licht

Worauf musste man in den Workshops achten? Welche Herausforderungen gab es? Welche Highlights? Was hat den Schüler*innen am meisten Spaß gemacht?

Herausfordernd für jüngere Kinder war schon die Anfahrt. Die gemeinsame Fahrt mit Bus und Bahn, der unbekannte Raum in der fabrik. Neue, unbekannte Menschen. Was den Kindern am meisten Spaß machte, waren die unterschiedlichen Bewegungssachen, die sie auch hinterher in die Schule mitnahmen.

Das Highlight in dem ganzen Prozess war dann die Aufführung, die abschließend in der Schule stattfand. Es gab große AHA- Momente bei der fertigen Choreographie – hier auch der Bogen von innen nach außen beim Betrachten der Projektionen, eigene Assoziationen zu Pflanzen, die wie Körperteile aussahen. „Ist das eine Brust? Oder ein Kaktus?“, „Essen sie die Handschuhe wirklich?“

Gefühle wurden stark erlebt, sowohl als Irritation als auch Faszination. Und die Begegnungen mit den beiden Performer*innen. Insgesamt war deutlich zu spüren, wie offen die Kinder nach den mehrfachen Begegnungen für das künstlerische Team waren, wie beiderseitige Vertrautheit entstand.

Sind Ideen der Kinder, die in den Workshops entstanden, in die Performance eingeflossen?

Wenn ja, welche?

Das Thema Verdauung war bereits im ersten Gespräch ein Thema: Was habt ihr heute Morgen gegessen? Ins Stück eingeflossen sind aber auch andere Assoziationen von ihnen, bildhaft besonders in den Projektionen – wie beispielsweise Flüsse in uns drinnen und um uns herum. Oder die Müll-Thematik.

Zwei Tänzerinnen performen auf der Bühne im blauen Licht

Wie reagierten die Kinder während der Aufführung und in den Gesprächen danach?

Die Aufführung fand in der Schule im Theaterraum statt. Vor insgesamt 50 Kindern, also auch vor solchen, die nicht am Entstehungsprozess beteiligt waren.

Die Kinder haben unterschiedlich reagiert. Viele waren begeistert, fasziniert von dem was sie gesehen haben und einige haben hinterher auch noch Fragen gestellt und Fragen beantwortet: Was habt ihr gesehen? Was habt ihr gefühlt? Hat euch etwas irritiert? Auch viele technische Fragen: Woher kommt der Rauch? War das alles unter dem weißen Kittel?

Es gab auch Kinder, für die das Gesehene sehr fremd war. Das ist völlig okay – und genauso werden dann aber auch die Fragen im Nachgespräch gestaltet – dafür sind diese Gespräche da. Für viele Kinder ist es das erste Mal, so eine Form von Tanz zu sehen.

Kinder schauen auf die Bühne mit einem Tanzstück
Kinder schauen einem Tanzstück mit bunten Lichteffekten zu
Kinder schauen einem Tanzstück mit zwei Tänzerinnen in buntem Licht zu

Was machen Tanzprojekte wie diese in der Zusammenarbeit mit den beteiligten Kindern, mit den Pädagog*innen? Wurde das Projekt in den regulären Unterricht eingebunden?

Ja, das Projekt wurde in den Unterricht eingebunden, es gab ja die Themensammlung und die Vor- und Nachbereitung. Wir haben nochmal mit den Kindern gesprochen – das machen wir nach jedem Theaterbesuch – und es ist toll, wenn sich die Schüler*innen gemeinsam mit Tanz-Profis bewegen können. Für alle sind es andere, nichtalltägliche Begegnungen, ein Austausch auf Augenhöhe und ein Miteinander sein und -lernen. Und immer kommt auch die Frage an die Tänzer*innen: Ist das euer Beruf?

Kosmokoerper_Elisabete Finger und Team_Foto Giulia del Balzi

Ihr ganz persönliches Fazit am Ende?

Es war und ist ein Superprojekt. Weil ich denke, dass in unserer gegenwärtigen Gesellschaft Kindern vor allem kreative Frei- und Bewegungsräume fehlen. Ich hoffe, dass noch sehr viele Schulen an diesem Projekt teilnehmen können.

Chica Schmidt ist Theaterpädagogin und arbeitet an der Potsdamer AWO-Grundschule „Marie Juchacz“, die ein theaterpädagogisches Profil hat und 2025 zehn Jahre alt wird. Chica Schmidt arbeitet mit allen Lerngruppen, auch jahrgangsübergreifend und immer projektbasiert.

Johanna Simon arbeitet als künstlerische Leiterin von explore dance in der fabrik Potsdam.

Das Gespräch führte Astrid Priebs-Tröger, die als freie Kulturjournalistin in Potsdam lebt und arbeitet.

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„Ein heilsamer Prozess“ https://explore-dance.de/journal/ein-heilsamer-prozess/ Wed, 23 Oct 2024 16:03:38 +0000 https://explore-dance.de/?p=14478 Alexander Varekhine: Wo der Teppich Staub fängt | 25. Oktober 2024 [...]

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Tänzer hält einen Teppichkante mit beiden Händen über den Kopf

„Ein heilsamer Prozess“

Der Choreograph Alexander Varekhine reflektiert über die Arbeit an seinem neuen Stück „Wo der Teppich Staub fängt“

Von Peter Sampel | 25. Oktober 2024

Eine beruhigende Geräuschkulisse erfüllt den Räum. Ist es das stetige Feuerknistern eines Kamins oder sind es doch Regentropfen, die von außen sanft gegen ein Fenster schlagen? So oder so hüllt es den Raum in eine warme Geborgenheit. Auf dem Boden liegen zwei massive Teppichrollen (Bühne: Christopher Dippert), aus denen sich die Tänzer*innen Alexander Varekhine und Laura Kisselmann herausschälen, später auf ihnen balancieren und spielen, sie hin- und herziehen oder als Unterschlupf benutzen. In zahlreichen Voice Overn (Sounddesign: Sebastian Wolf) erzählen die beiden von Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihr Zuhause. Unsichtbare Bilder von Natur, von Essen, Jahreszeiten oder einer vergessenen Sprache aber auch von Schmerz, Ausgeliefertsein und toxischen Familienbeziehungen schweben über den Performer*innen und dekonstruieren das oftmals so idealistische Bild eines geborgenen Zuhauses.

Was ist eigentlich ein Zuhause?

„Wo der Teppich Staub fängt“ ist eine zutiefst intime und persönliche Arbeit geworden. Die Entscheidung, die ursprüngliche Idee, das multidimensionale Konzept von Zuhause breit aufzufassen, im Laufe des Prozesses aufzugeben, begründet Alexander aus zwei Perspektiven. Zum einen wird das Zuhause in aktuellen Diskursen häufig mit Heimat gleichgesetzt und erfährt so eine brisante politische Ebene, was angesichts globaler Krisen ein großes Konfliktpotenzial barg. Besonders offenbar wurde das Alexander und Tänzerin Laura beim Besuch der Partnerschule in Eidelstedt, wo in Gesprächen über Zuhause starke Gefühle gegenüber der Heimat der Eltern und eine verklärte Romantisierung derselben zum Ausdruck kamen.

Halbportrait von Choreograph Alexander Varekhine

Die Entscheidung, zu entpolitisieren und ins Private zu schwenken, stammte aber auch von der Erkenntnis, dass Alexander und Laura beide ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Zuhause haben. Insofern folgte der Beschluss, Konkretes wie die eigenen Heimatorte herauszunehmen und auf philosophisch-psychologische Fragestellungen zu fokussieren wie: Was ist eigentlich ein Zuhause? Wie wirkt das Zuhause auf einen jungen Menschen ein? Und wie können sich Jugendliche aus den negativen oder gar traumatisierenden Erfahrungen emanzipieren und sich selbst ein neu definiertes Fundament für ein Zuhause legen?

Der Teppich als Repräsentation von Zuhause

Teppiche sind dabei nicht nur der Namensgeber, vielmehr ziehen sie sich als vielschichtige flauschige Protagonisten durch das gesamte Stück. Ein Teppich ist für Alexander die Repräsentation von Zuhause schlechthin. Schon immer war er mit ihnen konfrontiert, sei es an Wänden des Hauses seiner Uroma oder auf Schlafsofas. Als Kind spielt man auf Teppichen, sie fangen auf  und halten von außen die Kälte ab, meint Alexander. Gleichzeitig setzen sie aber auch eine klare Grenze zwischen weich und hart und repräsentieren eine konservative Normativität, eine Hülle oder feste Vorstellung eines Zuhauses, die es vielleicht zu überkommen gilt.

Laura Kisselmann und Alexander Varekhine beim Tanz
Laura Kisselmann und Alexander Varekhine halten einen Teppich

Im Laufe der 30-minütigen Performance bebildern Alexander und Laura den mentalen Schmerz ihrer Kindheit durch physische Kämpfe, Stürzen oder Schutzhaltungen, um diese Bedrohungen schlussendlich gemeinsam zu überkommen und sich gegenseitig zu halten, Trost und Stärke zu spenden. Der Teppich wird hier zum Fundament eines neuen Zuhauses, das in positiven Erinnerungen, Wahlfamilien, Freundschaften oder auch in sich selbst liegen kann. Alexander sagt dazu: „Auf der Ebene der Dinge, die mir ein Zuhause gegeben haben, kann ich auch mein Zuhause aufbauen.“

Eine Form von Empowerment

Es ist sicherlich leicht nachzuvollziehen, dass die Proben zu „Wo der Teppich Staub fängt“ und auch die Vorstellungen ein sehr emotionaler Prozess für Alexander und Laura waren. So fiel das Schreiben der Texte für die Voice Overs in einigen Punkten sehr schwer, einige Textstellen wurden mit kleinen Unwahrheiten gespickt, vermischt oder getauscht gesprochen, um die spezifischen „Rollen“ unlesbarer zu machen. Rückblickend steht für Alexander aber nicht der Schmerz im Vordergrund, der während der Proben ausgesprochen werden konnte, sondern vor allem eine Form von Empowerment, die Erkenntnis, nicht ausgeliefert zu sein, sondern dass es Auswege gibt. So möchte Alexander den Jugendlichen vor allem eins mitgeben: „Ihr müsst nicht immer den Vorgaben eures Zuhauses folgen. Ihr könnt auch dagegen gehen. Wenn ihr euch nicht gut fühlt, müsst ihr das nicht aushalten. Es gibt Orte, an denen ihr über eure Erfahrungen sprechen könnt.“

Fotos: Öncü Gültekin

Seit der Premiere im September am K3 wurde „Wo der Teppich Staub fängt“ auch schon in Potsdam und Cottbus gezeigt. Anfangs, so Alexander, beobachte er häufig Schutzreaktionen bei den Jugendlichen, insbesondere bei jungen Männern, die sich aber gegen Ende immer beruhigen. Die Nachgespräche ließen teilweise persönliche Einblicke zu, aber die Klassengemeinschaft ist auch nicht der richtige Ort, um sich verletzlich zu öffnen. Viel wichtiger sei, was später in den Köpfen passiert, sich Zeit zu nehmen, zu verdauen und bestärkt zu fühlen – und das nicht nur für die Jugendlichen, sondern v.a. auch die anwesenden erwachsenen Zuschauer*innen, die über ihre eigene Kindheit und ggf. ihre Rolle als Eltern reflektieren können. Die kraftgebende Wirkung von „Wo der Teppich Staub fängt“ beschränkt sich laut Alexander nämlich nicht nur auf das jugendliche Publikum, sondern auf alle, sogar ihn als Performer: „In vielerlei Hinsicht war es ein heilsamer Prozess. Ich konnte viel verstehen und verzeihen. Und herausarbeiten: Vielleicht geht’s auch anders.“

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Platz nehmen – für den Tanz https://explore-dance.de/journal/platz-nehmen-fuer-den-tanz/ Fri, 05 Jul 2024 20:48:17 +0000 https://explore-dance.de/?p=13853 Dr. Ulrike Wörner von Faßmann | 5. Juli 2024 [...]

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Yotam Peled spricht auf einem Diskussionspanel

Platz nehmen – für den Tanz

explore dance war mit dem Pop Up Where the boys are von Yotam Peled beim Kulturpolitischen Bundeskongresses am 14. Juni in Berlin zu Gast.  Mit dem Forumsbeitrag Tanz als Entwicklungsraum für (neue) Leitbilder fragten wir, wie Jugendliche und Kunstschaffende durch künstlerische Produktionsprozesse gemeinsam und voneinander lernen können.  Teilnehmer*innen: Cosima Ruppert, Jette Zierke und Luna Rehnus, Mitglieder der JugendTanzCompany an der fabrik Potsdam; Dr. Kerstin Evert, Leitung choreographisches Zentrum K3 | Tanzplan Hamburg; Yotam Peled, Choreograph; Nicolas Knipping und Andrius Nekrasoff, Performer; Dr. Ulrike Wörner von Faßmann, Tanzwissenschaftlerin und Dramaturgin (Moderation)

Dr. Ulrike Wörner von Faßmann | 5. Juli 2024

Im Englischen gibt es den Ausdruck ‚to have a seat at the table‘. Ursprünglich in den 70er Jahren von der Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus Shirley Chisholm eingefordert, bedeutet es im heutigen Sprachgebrauch, dass eine Person oder eine Gruppe in wichtige Diskussionen eingebunden wird und ihre Stimme Relevanz im Bezug auf Entscheidungsfindungen bekommt. Beim Bundeskongress der Kulturpolitischen Gesellschaft am 13. und 14. Juni 2024 hat explore dance einen solchen Platz eingenommen, um Standpunkte einzubringen, Themen mitzugestalten und den Stimmen junger Menschen Gehör zu verschaffen: In einem Forum, das aus der Aufführung von Where The Boys Are von Yotam Peled sowie einem Gespräch mit Künstler*innen und drei jugendlichen Projektbeteiligten bestand, wurden Tanz als Entwicklungsraum für (neue) Leitbilder thematisiert und die Potentiale des intergenerationalen Dialogs im Rahmen eines künstlerischen Prozesses herausgearbeitet. Neben den insgesamt 13 aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählten Foren bestand das Programm des Kongresses aus prominent besetzten Vorträgen und Podien mit Akteur*innen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kunst. Die thematische Ausrichtung des Kongresses in diesem Jahr griff die aktuelle politische Lage auf und befragte die Rolle von Kultur, Kulturpolitik sowie kultureller und politischer Bildung im Umgang mit Polarisierung. Diese Aspekte wurden im explore dance-Forum auf den im Projekt zentralen Austausch zwischen Kindern bzw. Jugendlichen mit den künstlerischen Teams übertragen und der geschaffene Raum für die Perspektive junger Menschen als wichtiger Impulsgeber für die Aktualisierung von Rollenbildern, Werten und Machtverhältnissen vorgestellt.

Ernst genommen werden

Wie sieht also dieser intergenerationale Austausch aus und wie erleben die drei Jugendlichen selbst den geschaffenen Raum für ihre Perspektiven? Über die Begegnungen während der Proben im Kontext von explore dance sagt Jette Zierke, Mitglied der JugendTanzCompany der fabrik Potsdam: „Wenn die Künstler*innen kommen, ist es immer ein Geben und Nehmen. Wir geben etwas von uns, die Künstler*innen geben uns etwas zurück, das ist sehr schön.“ Damit dieser Dialog zwischen den Generationen und zwischen den Welten von Schulalltag und Kunst stattfinden kann, braucht es ein großes Maß an Offenheit und Neugier von beiden Seiten. Das vermittelte Gefühl, ernst genommen zu werden, wird im Gespräch immer wieder als zentrale Qualität in den Treffen mit den Künstler*innen genannt. Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wird in den Wortmeldungen als positives Beispiel im Vergleich zu anderen Erfahrungen mit Erwachsenen formuliert. Das Gefühl, wahrgenommen und gehört zu werden ermutigt zur Neubefragung von Hierarchien und Deutungshoheiten, es lässt das Vertrauen auf die Relevanz der eigenen Stimme wachsen. Die Stimmen und Eindrücke der Jugendlichen werden in der Prozessbegleitung bei explore dance regelmäßig eingeholt. „Wenn wir das fertige Stück sehen“, schildert JugendTanzCompany-Tänzerin Cosima Ruppert, „schreiben wir darüber, wie uns das Stück berührt hat und was wir mitgenommen haben. Die Notizen geben wir dann den Künstler*innen.“

Wenn die Vorurteile verschwinden

Schon in der Formulierung ist zu erkennen, wie bedacht die drei Schüler*innen mit Feedback umgehen. Es werden keine allgemeinen Qualitätsurteile formuliert, sondern die eigene Erfahrung artikuliert. Für den Charakter der Initiative explore dance und die Entwicklung der jeweiligen Stücke sind die Eindrücke des Zielpublikums ein zentrales Element. Wie können junge Menschen ermutigt werden, sich so offen einzubringen? Diese Frage stellte sich das künstlerische Team um Yotam Peled im Vorlauf zu den Besuchen in der Schule. Sie versetzten sich jeweils in die Lage der Schüler*innen und überlegten, wie sie sie ermutigen können, den Prozess zu prägen. „Oftmals ist der Schulkontext ja eher so, dass die Erwachsenen etwas vermitteln oder zeigen“, so der Choreograph. „Diese Prägung wollten wir umdrehen – wir wollten nichts beibringen, sondern etwas lernen.“ Die Ermutigung erfolgte vor allem über eine Unvoreingenommenheit. So wurde jeweils nicht versucht, etwas Konkretes aus den Treffen mitzunehmen, sondern der Fokus auf den Dialog gelegt.

Um die Gespräche zu ermöglichen, wurden Bedingungen geschaffen, die den Austausch erleichtern sollen und verschiedene Hürden, sich in einer Gruppe zu äußern, mitgedacht. Für Cosima Ruppert, Jette Zierke und Luna Rehnus war dieses ehrliche Interesse an ihrer Meinung und der für sie geschaffene Austauschraum eine wichtige Form der Wertschätzung, so die Rückmeldungen. „Das Besondere insgesamt war“, resümiert Peled, „dass wir uns das Publikum in diesem Prozess nicht vorstellen mussten, sondern mit den Schüler*innen sein konnten und sie sich für uns wie Botschafter*innen des Stücks angefühlt haben.“ Zwei Gruppen, die sonst in Bühne und Zuschauerraum getrennt bleiben, treten in dieser Form des gemeinsamen Prozesses in Austausch miteinander. Sie sprechen aus verschiedenen Perspektiven über die Kunstform Tanz und die jeweils spezifisch verhandelten Themen. Es sind diese Formen der Begegnung, die Öffnungen schaffen und voreingestellte Konzepte des Gegenübers überwinden können. „Das ist ein schöner Moment, wenn die Vorurteile verschwinden“, erinnert sich der Tänzer Andrius Nekrasoff und wird von Nikolas Knipping bestätigt, der die Entstehung einer ganz besonderen Form des Miteinanders hervorhebt. Dieses Miteinander als Ergebnis eines gemeinsamen Arbeitsprozesses im künstlerischen Kontext rüttelt am Mythos der unerreichbaren Kunst und der Sorge um den Verlust der Magie durch Nahbarkeit. Damit stellt es Praktiken, Normen und Hierarchien in Bezug auf eingeschränkte Zugänglichkeit in Frage und entwirft jene Art von neuen Leitbildern, nach denen sich der Bundeskongress der Kulturpolitischen Gesellschaft auf die Suche gemacht hat.

where the boys are kupoge

Austausch auf Augenhöhe

So resümiert auch Yotam Peled: „Was sich für mich seit dem Prozess zu Where The Boys Are stark verändert hat, ist der Gedanke, nicht isoliert vor sich hin zu kreieren, sondern im Austausch mit Vertreter*innen des Publikums. Diese Begegnungen nehmen natürlich viel Zeit in Anspruch und trotzdem habe ich seit dieser Erfahrung immer derartige Kontaktpunkte gesucht, um zu sehen, was das, was wir machen, mit den Anwesenden macht und andersrum. Und ich habe immer die Frage im Hinterkopf, für wen diese Arbeit ist und welche Relevanz es für sie haben kann. Unabhängig davon, ob eine Arbeit für Jugendliche oder Erwachsene ist, hat mir diese Struktur bei explore dance gezeigt, dass dieser Austausch sehr wichtig ist. Vor allem in Zeiten der Krise können wir uns nicht von der Gesellschaft ausschließen, um Kunst zu machen.“

Repräsentation ist wichtig

Die Erfahrungen mit Jugendlichen haben bei explore dance bereits zahlreiche Prozesse angestoßen. Künstler*innen denken stärker über ihr Publikum nach und die Ausrichtung setzt vermehrt auf Impulse, zeitgenössische Tanzkunst an Orte zu bringen, an denen sie sonst nicht vorkommt. Die Perspektive der Jugendlichen wird verstärkt zu Rate gezogen: Bei der Auswahl der Choreograph*innen für die neuen explore dance-Produktionen im Jahr 2024 sichteten zum Beispiel drei Vertreter*innen der JugendTanzCompany Potsdam gemeinsam mit dem künstlerischen Projektleitungsteam die eingegangenen Konzepte. „Es war sehr interessant zu sehen, dass die Erwachsenen unsere Meinungen häufig anders eingeschätzt hatten“ erinnert sich Jette Zierke, „ich finde es sehr gut, dass die Gruppe, für die die Stücke sein soll, auch bei der Auswahl mitreden kann.“ Auch in diesem Verfahren konnten also Mutmaßungen durch repräsentative Stimmungsbilder abgelöst und statt über ‚die Jugendlichen‘ mit Vertreter*innen der Zielgruppe gesprochen werden. Den Wunsch, mehr mit ihnen als über sie zu sprechen, formulierten Cosima Ruppert, Jette Zierke und Luna Rehnus auch nach der Gesprächsrunde im Forum beim Bundeskongress der Kulturpolitischen Gesellschaft. Für derartige Veranstaltungen stünden sie gerne wieder zur Verfügung – darin waren sie sich einig.

Einen Platz am wichtigen Tisch der Kulturpolitik einzunehmen und vielstimmig zu bespielen ist ein großes Anliegen der Initiative explore dance, um ihr Ziel voranzutreiben. Es ist das Ziel, eine Arbeit zu leisten, die nicht nur kurz wirkt und dann verpufft, sondern die stabile Strukturen, gewachsene Beziehungen und künstlerische Entwicklung im Bereich zeitgenössischer Tanz für junges Publikum nachhaltig denkt – und die Bedingungen zur Ermöglichung dessen selbstbewusst mit vereinten Kräften einfordert.

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Kreatives und demokratisches Empowerment https://explore-dance.de/journal/kreatives-und-demokratisches-empowerment/ Wed, 05 Jun 2024 08:16:58 +0000 https://explore-dance.de/?p=13407 Dr. Bettina Bläsing | 5. Juni 2024 [...]

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Kreatives und demokratisches Empowerment

PD Dr. Bettina Bläsing, Kognitions- und Bewegungswissenschaftlerin an der Universität Bielefeld, im Gespräch mit explore dance über die Frage, was Rezeption und Vermittlung von Tanz bewirken kann und warum gerade diese Kunstform für junges Publikum und in der kulturellen Bildung unverzichtbar ist.

explore dance und Dr. Bettina Bläsing | 5. Juni 2024

explore dance

Kann Tanzen glücklich machen?

Dr. Bettina Bläsing

Tanzen hat viele Aspekte, die glücklich machen: Wir sind körperlich aktiv, wir hören Musik, wir tun dies gemeinsam mit Gleichgesinnten. Wir können mittels unserer Bewegungen kreativ sein, miteinander interagieren und uns austauschen. Wir können ein Gemeinschaftsgefühl erleben ohne zu reden oder zuzuhören. Tanzen verbindet und ermöglicht uns, uns auszudrücken und zu verständigen, auch über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg.

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Geben Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre Forschung zum Tanz?

Dr. Bettina Bläsing

Mich interessieren vor allem die kognitiven Aspekte, also die Frage, was Tanz mit Lernen und Denken zu tun hat. Anfangs habe ich mich vor allem dafür interessiert, wie komplexe Tanzbewegungen – zum Beispiel klassische Pirouetten – im Gedächtnis gespeichert sind, und wie dies mit der Fähigkeit, solche Bewegungen körperlich auszuführen, zusammenhängt. Dann sind weitere Aspekte dazu gekommen, wie die Rolle der Sprache beim Lernen von Tanzfolgen, aber auch die Bedeutung von tänzerischer Expertise beim Anschauen und Lernen von Tanzbewegungen. Zusammenfassend kann man sagen: Tanzen ist nicht nur ein körperliches, sondern auch ein sehr effektives kognitives Training.

Tänzer*innen sind nicht nur Expert*innen für körperliche Bewegung, sondern auch für das Lernen selbst und für die künstlerische Umsetzung des Gelernten, sie verfügen über ein hochkomplexes verkörpertes Bewegungsarchiv.* Tanz beruht auf zahlreichen Gedächtnisfunktionen, vom präzisen Lernen und Behalten komplizierter Choreographien über sehr lange Zeiträume hinweg bis zum spontanen Anwenden eines umfangreichen Bewegungsvokabulars. Tanzimprovisation ist verkörpertes Denken und körperlich-kreative Problemlösung in Echtzeit, eine beeindruckende Leistung des Arbeitsgedächtnisses – und ein gutes Training für den Umgang mit Unvorhergesehenem in vielen Lebenssituationen.

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Dr. Bettina Bläsing

Welche Empfindungen, welches Erleben kann die Rezeption von Tanz als Kunstform auslösen?

In den 1990er Jahren haben Neurowissenschaftler*innen herausgefunden, dass viele Gehirnzellen sowohl bei der Ausführung als auch bei der Beobachtung bestimmter Bewegungen aktiv sind – diese Zellen haben sie damals Spiegelneuronen genannt und ihnen zahlreiche wichtige Funktionen zugeschrieben. In dieser Forschung hat dann auch Tanz eine zunehmend wichtige Rolle gespielt, insbesondere hinsichtlich der Auswirkung von eigenen Bewegungserfahrungen und der ästhetischen Bewertung, also dem Gefallen oder Nicht-Gefallen. Kurz zusammengefasst hat diese Forschung gezeigt, dass wir ein weit verzweigtes, umfangreiches Netzwerk von Gehirnbereichen haben, die alle in unterschiedlicher Weise zur Wahrnehmung insbesondere menschlicher Bewegung beitragen, und die auch für soziale und emotionale Funktionen sehr wichtig sind. Wahrnehmung und Ausführung von Bewegungen sind also eng miteinander gekoppelt. Wenn wir uns Tanz anschauen, tanzt unser Gehirn sozusagen mit. Dieser Effekt kann so stark sein, dass wir die „getanzten“ Emotionen direkt mitfühlen, so wie wir die Bewegungen körperlich spüren können – diesen Effekt nennt man „kinästethische Empathie“.

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Tanz hat also für den eigenen Körper wie auch für die Menschen als soziale Wesen ein großes Entwicklungspotenzial. Ist es dann nicht besonders für Kinder und Jugendliche eine wichtige Erfahrung, Tanzaufführungen anzuschauen und Tanz zu erleben?

Dr. Bettina Bläsing

Tanz ermöglicht, körperlich zu kommunizieren, sich selbst zusammen mit anderen in Bewegung zu erleben. Gerade Kinder und Jugendliche suchen häufig neue Wege, sich mitzuteilen. Viele jüngere Kinder experimentieren gerne mit Bewegung. Für Jugendliche kann Tanz als nonverbale Ausdrucksform, bei der oft Emotionen im Vordergrund stehen, ein Gegengewicht zur verbalen, zumeist sachbezogenen Kommunikation bieten, die in der Schule im Vordergrund steht. Auch für die, die das Selber-Tanzen unangenehm finden, kann das reflektierte Anschauen von Tanz vieles vermitteln: Offenheit für die Vielfalt von Kulturen, Faszination für körperliche Fähigkeiten, Interesse an verschiedenen Tanzformen, das Bedürfnis nach eigener tänzerisch-kreativer Bewegung. Tanz kann sowohl in der Rezeption wie in der künstlerischen Praxis das Gefühl von Teilhabe und Selbstwirksamkeit vermitteln – und das ist besonders wichtig für eine demokratische Gesellschaft als Ganzes.

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Dr. Bettina Bläsing

Kann gerade für junge Menschen das Kennenlernen von unterschiedlichen Vorstellungen von Körper und Bewegung wertvoll sein?

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper – und mit der Realität menschlicher Körper im Allgemeinen – ist für Jugendliche ein zentrales Thema, das gerade durch Einflüsse von Medien häufig in fragwürdige Richtungen gelenkt wird. Tanz bietet eine besondere Möglichkeit, sich intensiv und konstruktiv mit der eigenen Körperwahrnehmung auseinanderzusetzen, den Fokus von dem „was man sieht“ auf das zu lenken „was man fühlt“ – also die propriozeptive und kinästhetische Wahrnehmung, den Tastsinn, den Gleichgewichtssinn. Auf der Basis dieses Körperbewusstseins kann ein authentisches Selbstbewusstsein erwachsen, im Sinne eines „sich seiner selbst bewusst sein“. Anders als in vielen Sportarten schult Tanztraining diese Wahrnehmung bewusst und eröffnet Möglichkeiten, den eigenen Körper als Mittel des persönlichen Ausdrucks jenseits von verbaler Sprache zu erleben. Gleichzeitig haben verschiedene Tanzstile eigene Vorstellungen und Normen hinsichtlich des Körperbildes, die sich z.B. im Ballett und im Hip-Hop essentiell unterscheiden. Diese Unterschiede zu diskutieren kann bereichernd sein in einer Welt, in der visuelle Idealvorstellungen leicht zu einengenden Normen erhoben werden.

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explore dance beteiligt Schüler*innen an Produktionsprozessen – u.a. durch Probenbesuche, dramaturgisches Feedback, in Form von Rechercheworkshops oder Gesprächen. Macht es einen Unterschied, Tanzstücke nicht für das, sondern mit dem Publikum zu entwickeln?

Dr. Bettina Bläsing

Die Erfahrung, aktiv an etwas beteiligt zu sein, einen persönlichen Fußabdruck in einem Werk hinterlassen zu können, kann sehr bereichernd sein – das Erlebnis, selbst etwas Sichtbares zu bewirken, kann Mut machen sich auch in anderen Bereichen aktiv einzubringen. Durch den Aspekt der kulturellen Partizipation, der bei explore dance mit im Vordergrund steht, erleben die Schüler*innen nicht nur, wie eine professionelle Tanzproduktion entsteht, sie dürfen auch selber Einfluss nehmen, werden an Entscheidungsprozessen beteiligt, in Dramaturgie, Choreographie und Produktion eingebunden und können so „ihr Stück“ mitgestalten. Dadurch erleben die Schüler*innen sich als Mitgestalter*innen eines künstlerischen Werkes – das ist auch kreatives und demokratisches Empowerment.

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„Kinder trauern in Pfützen“ https://explore-dance.de/journal/kinder-trauern-in-pfuetzen/ Wed, 06 Mar 2024 09:51:03 +0000 https://explore-dance.de/?p=12219 Rika Yotsumoto und Daniil Shchapov: Peng!Peng! | 05. März 2024 [...]

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Eine Person mit großem Pappmachékopf liegt auf einem Turnhallenboden.

„Kinder trauern in Pfützen“

Ein Gespräch über Trauer mit zwei Trauerbegleiterinnen von den Maltesern Dresden

Interview geführt von Oskar Smollny | 5. März 2024

Wie macht man ein Stück über Tod und Vergänglichkeit für Kinder und alle ab 8 Jahren? Dieser Herausforderung sahen sich Rika Yotsumoto und Daniil Shchapov während der Entwicklung ihres Pop Ups Peng!Peng! gegenübergestellt. Um sich der Thematik zu nähern, konnten sich die beiden Künstler*innen mit Mitarbeiterinnen des „KiTT – KinderTrauerTreffs“ der Malteser in Dresden austauschen. explore dance Redakteur Oskar Smollny hat sich mit Sylvia Jaster und Edith Kudla von den Maltesern getroffen und über ihre Arbeit gesprochen, die  so die beiden Malteserinnen lieber nicht Arbeit, sondern Begleitung genannt wird. Ein Gespräch über Tod, Kinder und den Raum, den diese in unserer Gesellschaft haben bzw. haben sollten.

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Philosophieren mit Kindern und Körpern, mit Metermaß und Monstern https://explore-dance.de/journal/philosophieren-mit-kindern/ Sun, 28 Jan 2024 14:49:21 +0000 https://explore-dance.de/?p=12082 Nora Elberfeld: 1004 Zentimeter Mut | 28. Januar 2024 [...]

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Philosophieren mit Kindern und Körpern, mit Metermaß und Monstern

Nora Elberfeld: 1004 Zentimeter Mut

Wie entsteht eigentlich ein mobiles explore dance Pop Up? Und was heißt es, wenn wir sagen, dass Kinder und Jugendliche in alle Phasen der künstlerischen Arbeitsprozesse aktiv einbezogen werden? Die Choreographin Nora Elberfeld nimmt uns mit auf den Entstehungsprozess ihres Pop Up Stücks „1004 Zentimeter Mut“.

Über den Prozess von „1004 Zentimeter Mut“. Von Nora Elberfeld | 28. Januar 2024

Mutprobe 15: „Großes wagen.“

Wie lange ist die Freiheit?
Wie groß muss eine Held*in sein?
Wie viel Strecke ist zwischen deinem Nichts und meinem Nichts?

1004 Zentimeter Mut ist ein Stück, das in engem Austausch mit Kindern entstanden ist. Gemeinsam mit dem künstlerischen Kernteam Guy Marsan – Performance, und Judith Jaeger – Dramaturgie, sprachen, philosophierten und tanzten wir in regelmäßigen Abständen mit zwei Gruppen von Kindern – der zweiten Klasse einer Grundschule und einer Kita Gruppe von Vorschulkindern. Ihre Worte und Assoziationen waren der Ausgangspunkt für unsere Texte und verschiedene Elemente des Stückes, ihre Ängste und Wünsche vermengten sich mit unseren, wir bauten Monster, retteten uns vor kläffenden Hunden und dem Horrorclown, vor Schlingpflanzen in Badeseen und einer riesigen Wunde, aus der ganz viel Blut tropft.

Den Auftakt bildete ein erster Besuch und Workshop bei einer zweiten Klasse. Meine Kollegin Yasmin Calvert leitete dort eine Session „Philosophieren mit Kindern“ zum Thema Mut, bei der ich erst mal nur lauschen durfte.

Wieviel wiegt Mut? Nichts… ist eher so fliegend. Ist wie in die Luft springen.
Mut ist wenn man sich traut, von einem Haus zu springen. Oder sich traut in den Urwald zu gehen. Ist Kostenlos. Ich würde sagen Mut kostet schon was.

Beim Philosophieren mit Kindern (nach Kristina Calvert) entfaltet sich ein kreativer Prozess, bei dem die Kinder gemeinsam auf die Suche nach Bedeutungen gehen und ihrem Denken Ausdruck verleihen. Über Anschauungsmaterial oder Objekte (ein Kuscheltier, Bilderbuch oder Wort-Bild-Karten von abstrakt bis figurativ) fahnden sie nach eindeutigen wie auch mehrdeutigen Formulierungen und kommen ins Fühlen und Assoziieren. In der Auseinandersetzung mit Wort-Bild-Karten und das gemeinsame Sortieren geht es z.B. darum Begriffe und Motive ins Verhältnis zu setzen und zu begründen, warum man beispielsweise eine Karte neben eine andere legt. Manchmal sind diese Begründungen logisch-argumentativ, manchmal ergeben sie sich einfach über die Formen und Farben der Karten, immer wieder entstehen dadurch neue Zusammenhänge und Denkräume.

Die Worte, Assoziationen, Ideen und Bewegungen der Kinder brachten wir in den Probenraum, wo sie schließlich mit den Materialien, die uns umgaben und unseren körperlichen Bewegungen Ping Pong spielten. Wir verhandelten Größenverhältnisse und Dimensionen, probten wie groß wir oder alles um uns herum gestapelt werden können, und landeten schließlich auf Stelzen und unter sehr hohen großen und winzig kleinen Hüten (Bühne: Doris Margarete Schmidt). Ein Metermaß entfaltete sich zu einer Riesenschlange und wollte unbedingt eine Antwort auf die Frage: „Kann man Mut messen?“ Wir begegneten wilden Tieren und sahen der eigenen Angst ins Auge.

Ich würde 1300 für Mut nehmen.

Im weiteren Verlauf erweiterten wir die gemeinsamen Treffen und das Philosophieren um Workshops, in denen wir die Kinder in die körperliche Recherche einbezogen, gemeinsam Mut und Angst Scores entwickelten und Sequenzen aus dem Probenmaterial zeigten. Wir erforschten inwieweit wir „in gefährlichen Situation ruhig bleiben“ konnten und die Kinder kürten den Moment, wenn Guy Marsan mit Stelzen über sie läuft als einen Lieblingsmoment.

Dass Mut und Angst wie zwei Seiten einer Medaille – die es übrigens auch ins Stück schaffte – sind, wurde uns nicht nur von den Kindern gespiegelt. Eine Woche beschäftigten wir uns intensiv mit unseren eigenen Ängsten als Kind und Erwachsene und glichen sie mit den Ängsten der Kinder ab. In dieser Zeit begegneten uns im Alltag überall Augen, die zum Symbol und Inbegriff der Angst wurden

Und so war es die Angst, die uns den Weg zum Mut ebnete: Mutprobe 3: „Seine Ängste aussprechen.“

In 24 Mutproben blickten wir ins Angesicht des Löwen (Mutprobe 1), übten uns im Anders Sein (Mutprobe 12), teilten den Raum mit einem Monster (Mutprobe 13), sprangen ins Ungewisse (Mutprobe 18), hielten die Leere und die Schwere aus (Mutprobe 21) und schauten einander (und vor allem unserem jungen Publikum) in die Augen (Mutprobe 24).

Wenn wir gegen Ende des Stücks unser selbst gebautes Monster erklimmen und ihm in die Augen blicken, begegnen wir sinnbildlich unserer Angst auf Augenhöhe. Vielleicht verschwindet die Angst nie ganz, und spielt mal Vordergrund- und mal Hintergrundmusik, so wie der Sound von Gregory Büttner. Vielleicht kommt sie auch in ganz unterschiedlichen Ausprägungen wieder, egal ob wir groß oder klein sind. „1004 Zentimeter Mut“ möchte keine Anleitung zum Mutigsein oder die Eliminierung der Angst vorschlagen, sondern sichtbar machen wie Ängste Teil des Lebens sind, sein dürfen und zugleich einen Umgang erfordern, um das Erschreckende im Rahmen zu halten.

Mut ist auch, wenn man sich traut und es einfach macht. Manchmal bedeutet dieser kleine Schritt aber jede Menge Überwindung. Wir durften erfahren, wie dieser Aspekt der Überwindung, sei es auf einer körperlichen oder gedanklichen oder performativen Ebene, eine unglaubliche Freude und Leichtigkeit freisetzen und vor allem anstecken kann.

Bei der letzten Vorstellung an einer Grundschule war eine solche Begeisterung und ein Bewegungsdrang im Raum, dass wir das Nachgespräch kurzerhand zu einem gemeinsamen Nachtanzen veränderten. Die Kinder fingen von alleine das Stück körperlich zu rekapitulieren, kletterten an der Wand, ahmten die Tierbewegungen nach und zeigten uns ihre eigenen akrobatischen Moves. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass der Prozess der Vermittlung nicht mit dem Stückprozess abgeschlossen ist, sondern mit jeder Vorstellung weiter gedacht und entwickelt werden kann, wie Vermittlung und künstlerischer Prozess ineinander greifen. Vor allem hat sie mir Lust gemacht, bei jeder Vorstellung anhand kleiner Dreh- und Angelpunkte Neues zu probieren und die Reaktionen der Kinder immer weiter einfließen zu lassen.

An diesem Nachmittag schlugen wir den Rekord im Autogramme und Augen auf Unterarme malen…

Ist im Bauch, kitzelt mich und will raus. Ist grün oder orange oder gold und glitzert – wie gleißend helles Licht, wie Sonnenlicht. Kannst du im ganzen Körper sammeln – ist auch im Kopf – in dir, in mir. Ist fern und nah – ist hier und da. Ist unsichtbar.

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Körper wie eine Landschaft https://explore-dance.de/journal/koerper-wie-eine-landschaft/ Sun, 26 Nov 2023 22:07:35 +0000 https://explore-dance.de/?p=11776 Sahra Huby: Hey Körper?! | 27. November 2023 [...]

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Körper wie eine Landschaft

Sahra Huby: Hey Körper?!

Wie stellen wir unseren Körper dar? Bei Kindern gibt es eine Entwicklung von den sogenannten Kopffüßlern“ hin zu der Darstellungen des eigenen Körpers mit der „richtigen“ Anzahl an Fingern und der Wahl der eigenen Haarfarbe. Bilder von Körpern in Kinderbüchern und anderen Medien sind geprägt von der anatomisch „korrekten“ Sichtweise auf den Menschen – eine Herangehensweise, die sich bis ins Erwachsenenalter nicht mehr erheblich verändert. Sahra Huby setzt dort mit ihrem Choreographieprojekt Hey Körper?! an und hinterfragt diese genormte Repräsentation des menschlichen Körpers. In Zusammenarbeit mit dem jungen Publikum eröffnet der Tanz eine neue Perspektive auf die Selbstwahrnehmung der Kinder. Dieser Journalbeitrag gewährt einen Einblick in die Idee hinter dem Pop Up und der Arbeit mit den Kindern vor Ort.

Sahra Huby | 27. November 2023

Repräsentationen des menschlichen Körpers

„Vor ein paar Jahren habe ich eine Recherche über die Repräsentationen des menschlichen Körpers angefangen und mich mit der Frage beschäftigt, wie unsere Körper dargestellt werden. Was und wie lernen wir über unseren Körper und wie beeinflusst das, was wir lernen und an Körperbildern sehen, die Art wie wir unseren Körper wahrnehmen? Wenn wir an das Wort „Körper“ denken, kommt bei vielen ein ähnliches Bild, und zwar ein Bild von einem weißen, sportlichen Cis-Menschen aus einem Anatomiebuch.“

„Unser Körper ist so viel mehr als das: Menschliche Körper sind unterschiedlich, vielfältig, vorübergehend, veränderbar, verschwommen, komplex, voneinander abhängig, ungreifbar und können daher in meinen Augen nicht auf ein starres Konzept reduziert werden. Als Tänzerin und Forscherin habe ich meine körperliche Erfahrung genutzt, um diese Konzepte zu erforschen und zu erweitern und habe andere Ansätze entwickelt, wie man den menschlichen Körper betrachten und darstellen kann. Dafür habe ich sehr viel gezeichnet und neue Bilder und Karten kreiert.

„Wie würde der Körper aussehen wenn man ihn als Landschaft betrachtet, als Architektur oder als Wettersystem? Der Körper ist auch ein Stück Fleisch, ein Musikinstrument, eine Zusammensetzung geometrischer Formen, ein Hotel für viele Mikro-Organismen…

Aus dieser Arbeit habe ich eine Website aufgebaut, auf der man sowohl die ganzen Karten und Zeichnungen sehen kann, als auch selber auf Körpererforschung begeben kann! Im Kapitel „Your Body“ gibt es Aufgaben und Übungen zum Selbermachen.

Die Ergebnisse davon sind in einem Archiv auf der Webseite gesammelt, mit Zeichnungen und Texten von vielen Menschen, Erwachsenen und Kindern, die ganz unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen des Körper haben.“

Hey Körper?!

„Das Stück Hey Körper?! ist aus meinem Wunsch entstanden, diese Recherche und meine Gedanken mit Jugendlichen und Kindern zu teilen. Ich habe meinen Ansatz in die Sprache von Tanz, Text, Video und Musik übersetzt und direkt in die Klassenzimmer gebracht, in einer Art besonderer Anatomieunterricht.

Am 08.11.2023 gab es eine Vorstellung im Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke in München für Schulkindern aus München. Nach dem Stück nahm die Hälfte der Klasse an einem Interview Teil, die andere Hälfte machte eine Zeichenübung von der „The Atlas Project“-Website.“

Score: „Nicht-menschlicher Körper“

Die Kinder, die am Workshop teilnahmen, bekamen folgende vier Fragen und Aufgaben. Eine Auswahl der Ergebnisse finden sich darunter.

Welches Körperteil von dir fühlt sich am meisten wie ein Tier an? Welches Tier ist es?

Welches Körperteil von dir fühlt sich am meisten wie ein Gegenstand an? Welcher Gegenstand ist es?

Welches Körperteil von dir fühlt sich am ehesten wie eine Farbe an? Welche Farbe ist es?

Welches Körperteil fühlt sich am meisten wie eine Landschaft an? Welche Landschaft ist es?

Nachdem du die 4 Fragen beantwortet hast, versuche, diesen nicht-menschlichen Körper zu zeichnen.

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„So viel vorbildhafte Kulturvermittlung begegnet mir selten.” https://explore-dance.de/journal/vorbildhafte-kulturvermittlung/ Wed, 08 Nov 2023 15:02:31 +0000 https://explore-dance.de/?p=11627 Stimmen vom kulturpolitischen Panel am 26.09.23 in der fabrik Potsdam | 08. November 2023 [...]

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„So viel vorbildhafte Kulturvermittlung begegnet mir selten.”

Stimmen vom kulturpolitischen Panel am 26.09.23 in der fabrik Potsdam

 

Vom 23.-27.09.2023 fand in der fabrik Potsdam das vierte explore dance Festival statt. Der Fokus lag in diesem Jahr auf unseren Pop Up Stücken: Tanz-Performances, die so konzipiert sind, dass sie mit wenig Aufwand dorthin reisen können, wo unser Publikum sitzt. Egal ob Klassenzimmer, Turnhalle, Galerie, Begegnungszentrum oder im öffentlichen Raum – die Räume werden von unseren Choreograph*innen und ihren Stücken auf magische Weise für unterschiedliche Altersklassen verwandelt. Diese Flexibilität ist wichtig, da der Tanz somit niedrigschwellig zu Kindern und Jugendlichen kommt, die unter anderen Umständen keine Berührungspunkte zu dieser so offenen und inklusiven Form der Bewegungskunst haben: Kulturelle Teilhabe wird erhöht. Die Tragweite und Wichtigkeit des Projekts wurde im Rahmen des Festivals auf einem kulturpolitischen Panel mit Akteur*innen aus Politik, Kultur und Schule diskutiert. Dieser Journalbeitrag sammelt diese Stimmen, die auch fordern, dass das Angebot von explore dance erhalten bleiben und erweitert werden muss.

Manja Schüle

Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg:

 

„explore dance arbeitet an der Vision von kultureller Teilhabe für alle. Tanz speziell für Kinder und Jugendliche gibt es zu wenig. Dafür bietet explore dance ein Programm – in den vier beteiligten Städten, auch auf dem Land, in Schulen und Kitas, in Museen und Theatern und auf der Straße. Mit Aufführungen, Gesprächen, Workshops, gemeinsamen Stückentwicklungen – das ist explore dance, das ist Mitmachen für alle!

Nora Elberfeld „1000 Zentimeter Mut”

Nicht nur für Heranwachsende, sondern auch für Pädagogen, Lehrerinnen und Künstler.

So viel vorbildhafte Kulturvermittlung begegnet mir selten.

Und das großartige Feedback seitens unserer Künstler*innen und Veranstalter bestätigt das. Aber: Das umfangreiche Programm von explore dance ist nur möglich, wenn der Bund weiter mitfördert. Wir, die beteiligten Städte und Länder wollen, dass das explore dance-Netzwerk auch nach 2023 weiterarbeiten kann, neue Partner gewinnt und bundesweit neue Spielstätten hinzukommen.“

Anna Till & Nora Otte „Schwanensee in Sneakers”
Sahra Huby „Hey Körper?!”

Michael Sacher

Mitglied der Grünen, Bundestagsabgeordneter und u.a. Mitglied im Kulturausschuss:

 

„explore dance zeigt, wie wichtig es ist,
kulturelle Bildung in die Schulen zu bringen

 

und dort auch Kindern, die nicht gewohnt sind, Kulturveranstaltungen zu besuchen, neue Horizonte zu eröffnen. Da kann man in der Schule Impulse setzen, die gar nicht hoch genug einzuschätzen sind. Insofern ist das eine sehr, sehr wichtige Aufgabe, die wir auch mit Bundesmitteln unterstützen.”

Uta Schrader

Lehrerin an der Voltaire-Gesamtschule Potsdam

 

„Das sind wirklich erfahrene Choreograph*innen, die jedes Kind individuell so unterstützen, dass da gemeinsam etwas entsteht. Und das ist ja genau das, was kulturelle Bildung auch erreichen sollte,

 

dass Kinder und Jugendliche über sich hinauswachsen und dass Konflikte und Schwierigkeiten, die auftauchen, dann aber auch überwunden werden.”

Rotem Weissman „Prisma”
Renae Shadler „Mein Freund Horace”

Kattrin Deufert

Choreographin spinnereischwelm:

 

„explore dance hat großes Potenzial und zeigt, dass Kunstpädagogik und Kunst nicht so stark voneinander getrennt sein dürfen.

 

Der Kontakt muss auf einer ganz alltäglichen Basis hergestellt werden. Den Kontakt zwischen beiden empfinde ich als unglaublich wertvoll, sowohl für die Kunst, die ich mache, als auch für die Arbeit mit meinen Kindern in der Waldorfschule.“

Rykena/Jüngst „Splaaash”

Schüler*innen aus Potsdam:

 

„Der große Unterschied beim Tanz ist, dass man nicht das Mittel des Sprechens nutzen muss, um Gefühle auszudrücken oder sich zu entspannen.

Für mich ist es einfacher, sich über Tanz auszudrücken.

Beim Tanz kann man Gefühle und emotionale Ebene sowie Musik und Bewegung kombinieren.“

„Toll ist beim Tanz, dass ein Raum entsteht, in dem man sich gegenseitig akzeptiert, so dass da nichts peinlich ist.

Deswegen ist Tanz wirklich sehr wichtig, auch an Schulen, weil es nicht nur ums Lernen geht, sondern eben auch um soziale Kompetenzen und um das Miteinander.“

Dr. Daniela Rippl

Referentin für Darstellende Kunst, Kulturreferat der Landeshauptstadt München:

 

„explore dance eröffnet eine Wahrnehmungs-Schule. Die Kinder kommen mit künstlerischen Inhalten in Berührung, sie können mitarbeiten. Das verändert das Kind und auch seine spätere Wahrnehmung. In der Sozialisierung kann neben dem Elternhaus vor allem die kulturelle Bildung Einfluss nehmen – und explore dance hat genau diese Möglichkeit. Teilhabe ist dadurch gegeben, dass das Projekt niedrigschwellig ist, dass es direkt zu den Kindern und Jugendlichen gebracht wird und zu den Lehrer*innen, die dann über Fortbildungen auch eine Sicherheit bekommen im Umgang mit dem Genre.

Durch die Netzwerkstrukturen werden bereits so viele Synergien gebildet, dass die eingesetzten Finanzmittel der beteiligten Kommunen und Länder vergleichsweise gering sind für all das, was sie im Verbund mit explore dance erreichen können. Die Stadt-Land-Bund Förderung ist die Zukunft.

 

Letztendlich zeigt das Projekt wie man nachhaltig mit Mitteln umgeht.

 

Durch die tänzerische Auseinandersetzung, die die Choreograph*innen gewährleisten und die interaktive Arbeit bekommen Kinder und Jugendliche noch mal ein ganz anderes körperliches Selbstbewusstsein, das sie stärkt und zu kritischen Geistern macht. Und dadurch ist sozusagen der Boden aufgebaut für eine Demokratie.

Yotam Peled „Where the Boys Are”

Ich denke, dass dieses Potenzial auch in explore dance steckt und das ist etwas, was kaum ausreichend wertgeschätzt und gefördert werden kann, weil es letztendlich um unsere Zukunft geht.“

Jana Schmück & Mami Kawabata „Wo drückt der Schuh?”
Rika Yotsumoto & Daniil Shchapov „Peng! Peng!”

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