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Choreographische Explorationen für Zuhause | 29. April 2020

 

Wie lassen sich über inspirierende Inhalte Bewegungen generieren? Was sind eigentlich Scores und wie wird ein Tanzrhythmus erzeugt? Die explore dance Choreograph*innen entwickeln für euch Begleitmaterial zu ihren Stücken in Form von Spielanleitungen, die ihr zuhause ausprobieren könnt. Lernt mit choreographischen Werkzeugen zu experimentieren und erfahrt auf spielerische Weise, wie es ist, mit dem Medium Tanz künstlerisch zu arbeiten. Wo hört die einfache Bewegung auf und wo fängt Tanz an? — Probiert es aus! Und wenn ihr nicht alleine üben wollt, verabredet Euch digital mit euren Freund*innen, schickt Euch gegenseitig Eure Ergebnisse und tauscht Euch im Anschluss in einer Videokonferenz über die Spielideen und Eure kreative individuelle Umsetzung aus.

Die Aufgaben richten sich auch an Eltern und Lehrer*innen, die etwas Bewegung in den Familienalltag bzw. in den digitalen Unterricht bringen möchten.

Schickt eure Ergebnisse gerne an info@explore-dance.de . Wir sind auf eure choreographischen Ausarbeitungen gespannt!

 

 

Übungen aus der Recherche zu Transformations

Ein Stück für Jugendliche ab 14 Jahren über Geschlechter und Verwandlungen

 

Die folgenden Übungen sind inspiriert von der Aufgabensammlung, die der Choreograph Moritz Frischkorn in Recherche-Workshops für sein neues Stück Transformations mit Schüler*innen der Klassenstufen 8 bis 10 ausprobiert hat. Das Ergebnis könnt ihr euch obendrein noch übers Bett hängen – oder verschenken.

 

A.) Collage Yourself.

 

Benötigt: Papier, Schere, Kleber und drei Zeitschriften.

 

  • Suche Dir drei Zeitschriften, die bei Euch zuhause rumliegen. Gerne auch Zeitschriften, die Du selbst sonst nicht liest. Wenn es keine drei gibt, dann kauf Dir vielleicht noch eine, wenn das geht. Mal Mama fragen.

 

  • Schneide möglichst viele Bilder von Körpern und Personen aus. Es können Gesichter, ganze Körper, Körperteile oder auch einfach nur Stoffe oder Muster sein. Während Du ausschneidest, leg einen Zettel bereit, und schreibe auf, was Dir auffällt. Werden Frauen und Männer unterschiedlich dargestellt? Wenn Du das Spiel nicht alleine machst, kannst Du ja auch mit Deinem/r Spiel-Partner*in darüber reden, was Euch auffällt, und was ihr cool oder uncool findet.

 

  • Jetzt kommt der krasse Teil: Auf das große Blatt Papier machst Du eine Collage von einem fantastischen Körper. Du kannst den Körper aus allen mögliche Teilen, die Du ausgeschnitten hast, zusammensetzen. Es muss kein realistischer Körper sein, sei ruhig ein bisschen erfinderisch, und bewerte Dich nicht zu sehr. Folge den Fingern und Deiner Intuition. Erst wenn Du das Gefühl hast, Du bist fertig, schaust Du wie es Dir gefällt.

 

 

 

B.) Songs of Transformation

 

  • Lies Dir den folgenden Text als Inspiration durch. Er stammt von einem surrealistischen Dichter names Henri Michaux, der schon mal gerne mit erweiterten Bewusstseinszuständen (Achtung: anderer Name für Drogen) experimentiert hat. Jedenfalls war er an der Erweiterung seiner Sinne interessiert:

 

SCHON WIEDER VERWANDLUNGEN (aus: Henri Michaux, Meine Besitztümer)

Durch vieles Leiden verlor ich die Grenzen meines Körpers und geriet in eine unwiderstehliche Maßlosigkeit. Ich wurde alles: besonders Ameisen, in einer Reihe ohne Ende, emsig und doch zaudernd. Es war eine tolle Bewegung. Ich hatte meine ganze Aufmerksamkeit nötig. Bald bemerkte ich, daß ich nicht nur die Ameise war, sondern auch ihr Weg. (…)

Oft wurde ich zur Boa, und wenn auch ein wenig behindert durch meine ausgedehnte Länge, bereitete ich mich zum Schlafen, oder ich war wohl auch ein Bison und schickte mich zum Grasen an, bald aber blies mir ein solcher Taifun über die Schulter, daß die Boote in die Luft geschleudert wurden, die Dampfer sich fragte, ob sie den Hafen erreichen würden, und nur noch SOS-Rufe zu hören waren.

Es tat mir leid, daß ich nicht mehr Boa oder Bison war. Kurz darauf mußte ich mich zusammenziehen, bis ich in einer Untertasse Platz hatte. Immer waren es plötzliche Verwandlungen, alles war neu zu leisten, doch es lohnte gar nicht die Mühe, denn es dauerte nur wenige Augenblicke, und trotzdem mußte man sich anpassen, und immer wieder diese plötzliche Verwandlungen. (…)

 

  • Schreib einen eigenen Text, am besten ein Gedicht oder einen Song, in dem Du Dir ausmalst, in was sich Dein Körper alles verwandelt. Du kannst Dich auch von Superheld*innen oder anderen Transformer*innen inspirieren lassen.

 

  • Wenn Du Lust hast, lade Dir die App ‚Voloco‘ herunter (es gibt eine kostenlose Testversion). In der App kannst Du Beats auswählen, Deine Stimme verzerren lassen und eine Version Deines Verwandlungs-Songs aufnehmen.

 

 

WICHTIG: Wer einen Song oder einen Songtext an tanzplan@kampnagel.de schickt, kann eine K3 Trinkflasche gewinnen. Bitte unter Angabe der Email-Adresse!!

 

 

 C.) Pose it till you overdose it.

 

  • Such Dir ein Musikvideo aus, das Dir gefällt. Es können auch zwei sein. Aus dem Video, suchst Du Dir vier unterschiedliche Posen aus, die Dir gut gefallen. Sie können groß oder klein sein, am besten ein bisschen ausgefallen (Spagat ist möglich, wird aber schwer!).

 

  • Jetzt lernst Du folgende Choreographie. Dabei sind die vier Posen durch die Buchstaben A, B, C, und D gekennzeichnet. Ein – bedeutet Pause, also eine neutrale Stehposition. Wichtig ist, dass die Übergänge zwischen den Posen flüssig sind. Du musst selber zählen, wie als würdest Du ein Musikstück singen (so innerlich 1 – 2 – 3 – 4):

 

  • Wenn Du die Choreographie gut kannst, versuch sie zum Beat des Songs zu tanzen, aus dem die Posen stammen. Wenn Du richtig krass bist, und flüssig und gut geübt, dann mach ein Video von Dir und poste es (oder eben auch nicht).

 

  • Wenn Ihr zu zweit seid, aber die gleichen Posen gelernt habt, könnt ihr auch einen Kanon machen, d.h. Person 1 steigt in der zweiten Zeile ein, während Person 2 von vorne anfangt. Check it out!

 

 

Moritz Frischkorn arbeitet als Choreograph und Researcher. In der Spielzeit 2019/2020 choreographiert er im Rahmen von explore dance – Tanz für junges Publikum das Pop Up Transformations, wo er Geschlechterrollen erforscht und versucht, gesellschaftliche Erwartungen an Männlichkeit und Weiblichkeit spielerisch aufzubrechen.